„Tief verwurzelt. Weit verzweigt“ – So lässt sich die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) kurz beschreiben. Denn seit 75 Jahren kümmert sie sich bundesweit um den Wald, gemeinsam mit ihren circa 25.000 Mitgliedern in den rund 350 SDW-Gruppen.
500 Bürgerinnen und Bürger kamen kurz vor Weihnachten 1947 in Bad Honnef bei Bonn zusammen, um den weiteren Waldverlust gemeinsam als Verband zu stoppen. Der Wald litt unter zu großer Holzentnahme durch die Bevölkerung und unter den Kriegsfolgen. Zehn Prozent des Waldes waren bereits verloren.
Zwei Jahre später hatte die SDW erreicht, dass die Einschläge der Alliierten in den heimischen Wäldern beendet wurden. Jetzt hätte sich der Verband eigentlich wieder auflösen können. Doch bereits in der Gründungsversammlung wurde angesprochen, dass Erwachsene und Kinder den Wald besser kennenlernen müssen, um sich für seinen Schutz einzusetzen. Denn „Nur was man kennt, schützt man“.
Die SDW intensivierte ihre Öffentlichkeitsarbeit für den Wald. Ein Höhepunkt war die Ausstellung in einem Eisenbahnwaggon, der durch Deutschland tourte, um auf den Zustand des Waldes hinzuweisen.
Besonders die Jugend wollte man erreichen, weshalb die SDW Jugendwaldheime, Waldschulen und Schulwälder ins Leben rief und Waldjugendspiele veranstaltete. Rückblickend findet man hier schon die ersten Anfänge für unser späteres Engagement in der Waldpädagogik. 1957 wurde die Deutsche Waldjugend (DWJ) als eigene Jugendorganisation gegründet, in der sich Kinder und Jugendliche auch praktisch für den Wald einsetzen.
1952 führte die SDW den „Tag des Baumes“ auch in Deutschland ein. Er ist bis heute eine wichtige Stütze in der Öffentlichkeitsarbeit und hat sich zum größten Aktionstag für Bäume entwickelt.
1979 wurde die SDW nach dem damaligen §29 des Bundesnaturschutzgesetz als Naturschutzverband gesetzlich anerkannt. Seitdem nimmt die SDW bei Anhörungen und Stellungnahmen auf Gesetzesvorhaben im Umwelt- und Naturschutzbereich Einfluss.
In den 1980er Jahren beherrschte das erste Waldsterben die Arbeit. Die SDW forderte die Reduktion der Luftschadstoffe, die bei den Schwefeldioxiden fast vollständig gelang. Diese Stickoxide sind bis heute ein Problem.
Die SDW gründete mit Engagierten Landesverbände in den neuen Bundesländern. Die westlichen Landesverbände unterstützten in Patenschaft den dortigen Aufbau. Neue Projekte kamen hinzu, wie der Schutz der prächtigen Alleen, der in Gründung einer 2.900 Kilometer langen Deutschen Alleenstraße gipfelte. Über 350 Einheitsdenkmale wurden deutschlandweit errichtet als Ausdruck der Freude über die friedliche Wiedervereinigung. Jedes Denkmal besteht aus drei Bäumen in Form eines gleichseitigen Dreiecks: Symbolisch für den Westen eine Buche, für die östlichen Bundesländer eine Kiefer und eine Eiche für das wiedervereinigte Deutschland.
Viele Projekte gehen auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Hier bringt die SDW ihr Know-How im Bereich der waldbezogenen Bildung ein, um den Kindern dort den Wald näherzubringen und Wissen zu vermitteln.
Das sind beispielsweise internationale Projekte in Brasilien, Tansania und auf den Philippinen: In Brasilien wurde das „Internationale WorkCamp – Junge Erwachsene für nachhaltige Waldbewirtschaftung“ initiiert und auf den Philippinen und in Tansania das Gemeinschaftsprojekt mit der FAO „Forests for a sustainable future” zur Entwicklung von Unterrichtsmaterialien zum Wald.
Als Pionier in der Waldpädagogik griff die SDW die Chance auf, den Wald als Lernort für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu etablieren. Dabei werden die Auswirkungen des eigenen Handelns hinterfragt und Kompetenzen erlernt. Der Wald ist dazu ein idealer Lernort. Das bereits seit 2011 laufende Projekt „SOKO Wald“ wurde als UN-Dekade-Projekt für BNE ausgezeichnet. Auch die Projekte „Die Klimakönner“ und „Die Waldkönner“ haben das nachhaltige Handeln zum Ziel. Weiterbildungen für Multiplikator:innen vervollständigen das Engagement in der nachhaltigen Bildung, zum Beispiel die Fortbildungsreihe „Nix wie raus in den Wald“, das Projekt „Expedition Carbon“ oder „Waldcoaching inklusive“.
Oder ein zweites Waldsterben? Die Dürrejahre seit 2018 haben große Teile (500.000 Hektar) unserer Wälder zum Absterben gebracht und werden den Wald weiter verändern. Er kann als langlebiges Ökosystem nicht so kurzfristig auf starke Veränderungen reagieren.
Der Wald braucht die Hilfe aller. Darum engagiert sich die SDW mit Kooperationspartner:innen dafür, die großen zerstörten Flächen wieder zu bewalden. Wenn hierbei neue Bäume gepflanzt werden müssen, versuchen wir – wo möglich – Bürgerinnen und Bürger einzubinden. Dies ist eine einzigartige Möglichkeit, Menschen für den Wald und seine Erhaltung zu begeistern. Unser Baumpflanzteam hat bereits über 1,5 Millionen Bäume gepflanzt. Vielen Dank an alle, die hier mitgeholfen haben.
Der Kampf um den Wald und gegen den Klimawandel ist eine generationenübergreifende Aufgabe. Deswegen bildet die Jugendarbeit einen wichtigen weiteren Pfeiler in unserer Arbeit, um die jungen Generationen in waldbezogene Themen zu involvieren.
Die SDW unterstützt die Zusammenarbeit über die Zukunft des Waldes etwa durch die Projekte „European Summer School“, den internationalen Workshop mit Brasilien über nachhaltige Forstwirtschaft oder Jugendbaumpflanzungen. Insbesondere der sehr erfolgreiche Generationendialog Wald, in dem Ideen für die Waldstrategie 2050 entwickelt wurden, hat mit dem Jugenddialog Wald ein ansprechendes Nachfolgeprojekt gefunden.